Wenn Helfer Hilfe brauchen...
Feuerwehrleute sind auch nur Menschen. Im Einsatz setzen sie sich oft großen Gefahren aus – um Leben zu retten, Tiere aus Notlagen zu befreien oder Sachwerte zu schützen. Dabei geraten sie nicht selten selbst an ihre Grenzen: Besonders belastende Einsätze, schwere Unfälle, Leid oder der Tod von Menschen können tiefe Spuren hinterlassen. Auch die Konfrontation im Einsatzgeschehen mit betroffenen Kameraden, Freunden oder Bekannten stellen ein nicht unerhebliches Risiko innerhalb einer Freiwilligen Feuerwehr dar.
Damit Einsatzkräfte mit solchen Erfahrungen nicht allein bleiben, hält die Feuerwehr Ochtrup ein entsprechendes PSU-Team (Psychosoziale Unterstützung) vor. Es bietet professionelle, vertrauliche Unterstützung nach belastenden Einsätzen – damit Helfer selbst Hilfe bekommen, wenn sie sie brauchen.

Das PSU-Team der Feuerwehr Ochtrup besteht derzeit aus 8 Kameradinnen und Kameraden aus allen drei Standorten der Feuerwehr Ochtrup. Geleitet wird das Team von Feuerwehrkamerad und Pastor Stefan Hörstrup, der innerhalb der Feuerwehr auch die Funktion des Fachberaters Seelsorge übernimmt.
Das PSU-Team steht rund um die Uhr als Ansprechpartner für die eigenen Kameradinnen und Kameraden zur Verfügung. Es bietet nach belastenden Einsätzen strukturierte Nachbesprechungen an und engagiert sich in der Aus- und Fortbildung – sowohl innerhalb der aktiven Einsatzabteilung als auch im Rahmen der Grundausbildung neuer Mitglieder. Die Mitglieder des PSU-Teams sind speziell ausgebildet und treffen sich regelmäßig zum fachlichen Austausch und zur Weiterqualifizierung.
Bei außergewöhnlichen Einsatzlagen oder einem erhöhten Bedarf an psychosozialer Unterstützung kann zusätzlich auf das PSU-Team des Kreises Steinfurt zurückgegriffen werden – ein Netzwerk aus speziell geschulten Kräften aller Feuerwehren im Kreisgebiet.
Sollte sich im Verlauf der Betreuung zeigen, dass eine weiterführende psychotherapeutische Unterstützung notwendig ist, können das PSU-Team und die betroffene Einsatzkraft auf das Angebot der Unfallkasse NRW zurückgreifen. In solchen Fällen übernimmt die Unfallkasse die Organisation und Finanzierung einer weitergehenden psychosozialen Behandlung.

Was ist eine PTBS?
Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Reaktion auf besonders belastende oder lebensbedrohliche Ereignisse. Sie kann entstehen, wenn Menschen Situationen erleben oder miterleben, die ihre seelische Belastbarkeit übersteigen – etwa schwere Unfälle, Tod, Gewalt oder das Gefühl von Hilflosigkeit.
Gerade Einsatzkräfte der Feuerwehr sind solchen Ereignissen immer wieder ausgesetzt: Schwerverletzte Personen, verunglückte Kinder, tödliche Brände oder Einsätze mit bekannten Betroffenen können seelisch tiefe Spuren hinterlassen.
Typische Symptome einer PTBS
Wiederkehrende, belastende Erinnerungen oder Albträume („Flashbacks“)
Starke innere Unruhe, Reizbarkeit oder Schlafstörungen
Emotionale Taubheit oder das Vermeiden bestimmter Orte, Menschen oder Tätigkeiten
Konzentrationsstörungen oder Rückzug aus dem sozialen Umfeld
Anhaltende Übererregung, Schreckhaftigkeit oder erhöhte Wachsamkeit
Folgen einer unbehandelten PTBS
Wird eine PTBS nicht erkannt und behandelt, kann sie chronisch werden und langfristig zu schweren psychischen und körperlichen Beeinträchtigungen führen. Dazu zählen unter anderem:
Depressionen oder Angststörungen
Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch
Schwierigkeiten im Beruf, im Team oder im privaten Umfeld
Soziale Isolation oder Arbeitsunfähigkeit
Deshalb ist es wichtig, bei Anzeichen frühzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das PSU-Team ist ein erster Ansprechpartner – vertraulich, professionell und auf Augenhöhe.