Eingeschneit im Münsterland – 20 Jahre Schneechaos

Katastrophenalarm in der Töpferstadt...

Wie es sich anfühlt, Tage oder sogar Wochen ohne Strom auszukommen, das wissen die meisten Ochtruper nur allzu gut. Heute vor genau 20 Jahren – am 25. November 2005 – war Ochtrup die am stärksten vom Schneechaos betroffene Stadt im Münsterland. Auf einen damals sehr milden Winteranfang folgte ein abrupt einsetzender, lang anhaltender Schneefall mit Schneehöhen von rund 50 Zentimetern und eisigen Winden um den Gefrierpunkt. Schnell bildeten sich zentimeterdicke Eismäntel um die Versorgungsleitungen der Strommasten. Innerhalb weniger Stunden baute sich so eine enorme Last auf, die von den veralteten Hochspannungsmasten nicht mehr getragen werden konnte. Über 80 von ihnen knickten wie Streichhölzer ein und lösten die größte Energiekrise in der Geschichte der Bundesrepublik aus.

Der 25. November 2005 war womöglich der Beginn des längsten und intensivsten Einsatzes in der über 140-jährigen Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Ochtrup. Mit sechs Tagen war Ochtrup die am längsten vom Stromausfall betroffene Stadt. Damals wurden Kräfte aus dem gesamten Bundesgebiet ins Münsterland beordert. Eine kaum zu beschreibende Zahl an Einsatzkräften von Feuerwehr, THW, verschiedensten Hilfsorganisationen sowie der Bundeswehr machte sich auf den Weg in die nordwestliche Spitze Nordrhein-Westfalens. Vor allem große Notstromaggregate und logistische Unterstützung waren gefragt, um kritische Infrastrukturen sowie die Vielzahl landwirtschaftlicher Betriebe am Laufen zu halten.

Doch wie hoch ist heutzutage die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein solches Ereignis wiederholt? Eine Frage, die niemand mit Sicherheit beantworten kann. Fakt ist jedoch: Als Folge des Klimawandels werden Unwetterereignisse jeglicher Art in Zukunft häufiger und intensiver auftreten. Zudem erhöht die zunehmende Digitalisierung und die damit verbundene Abhängigkeit von elektrischer Energie die Wahrscheinlichkeit sogenannter Blackout-Szenarien. Dank einer großen Investitionsoffensive der vergangenen Jahre ist die Feuerwehr Ochtrup für einen Ernstfall wie im November 2005 heute jedoch deutlich besser aufgestellt. Auch Land und Bund haben in den letzten Jahren viel Geld und Zeit in die Ausrüstung von Feuerwehren, Hilfsorganisationen und dem Technischen Hilfswerk investiert und entsprechende Konzepte weiterentwickelt.

 

Sowohl die Feuerwehr Ochtrup als auch die Stadt Ochtrup haben aus den Ereignissen von 2005 ihre Lehren gezogen: Die Erfahrungen aus dem Schneechaos flossen unmittelbar in die Planung des neuen Feuerwehrgerätehauses am Standort Ochtrup ein. Eine fest verbaute Netzersatzanlage, ausreichend Platz und technische Infrastruktur für Material, Einsatzkräfte sowie die Krisenstäbe von Feuerwehr und Verwaltung, dazu redundante Kommunikations- und Einsatzführungssysteme – all dies fand im neuen Spritzenhaus seinen Platz. Auch die Einsatzfahrzeuge wurden mit leistungsstärkeren Aggregaten ausgestattet. Darüber hinaus erhielten die Gerätehäuser in Langenhorst und Welbergen Einspeisestellen für Notstrom. Hierfür beschaffte die Stadt Ochtrup mehrere mobile Netzersatzanlagen, um kritische Infrastrukturen im Stadtgebiet bei Bedarf mit Notstrom versorgen zu können.

Doch selbst ein hervorragend aufgestellter Katastrophenschutz stößt an seine Grenzen, wenn die Bevölkerung keine eigene Vorsorge betreibt. Lebensmittel- und Getränkevorräte, Notgepäck, eine gut ausgestattete Hausapotheke und vieles mehr – über all diese Themen informiert das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe auf seiner Homepage und seinen Informationskanälen. Die Feuerwehr appelliert daher eindringlich an die Bevölkerung, rechtzeitig Vorsorge zu treffen, damit im Ernstfall Hilfe dort ankommt, wo sie wirklich gebraucht wird.

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