Zwischen Flecktarn und Blaulicht – Feuerwehr übt im Bundeswehr-Depot

Gesamtübung auf dem Gelände des Material-Lager der Bundeswehr...

Ochtrup und die Bundeswehr verbindet eine lange Geschichte. Mit den beiden großen Standorten – dem ehemaligen Munitionsdepot an der Grenze zu Bad Bentheim und dem heute noch aktiven Materiallager in der Wester-Bauerschaft – ist die Bundeswehr seit Jahrzehnten fest mit der Stadt und ihrer Bevölkerung verbunden.

 

Doch die Aufgaben der Bundeswehr reichen längst über die Verteidigung der Bundes- und NATO-Grenzen hinaus. Immer wieder leistet sie auch wertvolle Hilfe bei Katastrophen und öffentlichen Notlagen. Viele Ochtruperinnen und Ochtruper erinnern sich noch gut an das Schneechaos im Winter 2005, als starke Schneefälle und vereiste Stromleitungen dutzende Strommasten zum Einsturz brachten. Damals arbeiteten Bundeswehr, Feuerwehr und andere Hilfsorganisationen Hand in Hand, um die Menschen in Ochtrup und im Münsterland zu versorgen. Dieses Ereignis hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig ein gutes und vertrauensvolles Miteinander zwischen militärischen und zivilen Einsatzkräften für den gemeinsamen Einsatzerfolg ist.

 

Um diese Zusammenarbeit weiter zu stärken, fand nun eine Gesamtübung der Freiwilligen Feuerwehr Ochtrup auf dem Gelände des Materialdepots der Bundeswehr statt – auf Wunsch der Depotleitung, dem die Feuerwehr selbstverständlich gerne nachkam. Es handelte sich bereits um die zweite Großübung in kurzer Zeit auf dem Militärgelände, nachdem im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Feuerwehr Bad Bentheim der Ernstfall gepropt wurde. Und es soll nicht die letzte Übung bleiben – sowohl bei der Bundeswehr als auch bei der Feuerwehr gibt es bereits große Pläne für die kommenden Jahre.

Das Materiallager Ochtrup – ehemals Gerätehauptdepot – gehört nach mehreren Reorganisationen als ortsfeste logistische Einrichtung zum Bundeswehrdepot Nord in Wilhelmshaven und ist damit Teil des Logistikzentrums der Bundeswehr (LogZBw). Als zentraler Dienstleister übernimmt das LogZBw die logistischen Kernaufgaben der Materialbewirtschaftung, der Materialerhaltung und des Transports innerhalb der Streitkräfte.

 

Am Standort Ochtrup werden nicht nur verschiedenste Waren- und Ausrüstungsgegenstände gelagert, sondern auch spezialisierte Aufgaben wahrgenommen. So ist hier die sogenannte Baugruppe Rad untergebracht – die einzige Einrichtung der Bundeswehr in Deutschland, in der eine Vielzahl unterschiedlicher Rädertypen für Militärfahrzeuge instand gesetzt und aufgearbeitet wird.

 

Für viele Einsatzkräfte stellte das Materialdepot Ochtrup erneut ein besonderes und zugleich nicht alltägliches Übungsobjekt dar. Dort, wo sonst Zäune und Sicherheitsanlagen die Grenzen der Neugier aufzeigen, öffneten sich am vergangenen Donnerstag die Tore und Schranken des Militärgeländes für die Feuerwehrkräfte aller vier Ochtruper Löschzüge.

 

Kaum auf dem Gelände angekommen, erwartete die Einsatzkräfte ein anspruchsvolles Szenario: Die Übungslage befand sich im vorderen Bereich des Materialdepots. Zum einen war ein Brand in einem größeren Verwaltungsgebäude mit unklarer Anzahl an gefährdeten und vermissten Personen angenommen, zum anderen ein schwerer Verkehrsunfall zwischen einem Pkw und einem Bergepanzer.

Gegen kurz vor 20:00 Uhr trafen die ersten Kräfte der Feuerwehr auf dem Militärgelände ein. Nach der Einweisung durch das Wachpersonal und den ersten Informationen, die der Brandschutzbeauftragte des Depots liefern konnte, verschaffte sich die Einsatzleitung zunächst einen Überblick über die Gesamtsituation. Mit Abschluss der ersten Erkundungsmaßnahmen und dem Eintreffen weiterer Kräfte wurden mehrere Einsatzabschnitte gebildet, um schnellstmöglich mit den Rettungsmaßnahmen beginnen zu können.

 

Die Erkundung zeigte folgende Lage: In einem zweigeschossigen Bürogebäude war es zu einem Zimmerbrand gekommen. Aufgrund der starken Rauchentwicklung und geöffneter Türen war mehreren Personen die Flucht über Flure und Treppenhaus abgeschnitten. Weitere Personen galten im verrauchten Bereich als vermisst. Parallel dazu ereignete sich nur wenige Meter entfernt ein schwerer Verkehrsunfall. Ein Pkw war dabei mit einem Bergepanzer kollidiert. Durch den Aufprall am Heck des Militärfahrzeugs wurden zwei Personen schwer bis lebensgefährlich verletzt, eine davon im Unfallwagen eingeklemmt.

 

Im Einsatzabschnitt 1 „Brandbekämpfung“ wurden Kräfte der Löschzüge Ochtrup-Stadt sowie des Löschzuges Welbergen mit der Personenrettung und der Brandbekämpfung zur Menschenrettung im Bereich des betroffenen Verwaltungsgebäudes eingesetzt. Gleichzeitig wurde eine Wasserversorgung über eine der auf dem Gelände vorhandenen Zisternen aufgebaut.

 

Durch den Einsatz der Drehleiter und tragbaren Leitern konnten mehrere Personen, die an den Fenstern auf sich aufmerksam gemacht hatten, gerettet werden. Im weiteren Verlauf wurden mehrere Löschangriffe zur Innenbrandbekämpfung und Menschenrettung sowohl über den Haupteingang als auch über ein Fenster im 2. Obergeschoss vorbereitet und von mehreren Atemschutztrupps durchgeführt.

Die Einsatzkräfte des Löschzugs Langenhorst waren derweil zusammen mit der Besatzung des Rüstwagens vom Standort Ochtrup im Einsatzabschnitt 2 „Technische Rettung“ mit der Versorgung und Befreiung der verunfallten Pkw-Insassen beschäftigt. Neben der Sofortrettung eines der Insassen galt es im weiteren Verlauf, eine schnelle zeitkontrollierte Rettung der weiteren schwerst eingeklemmten Person durchzuführen. Mit hydraulischen Rettungsgeräten konnte die eingeklemmte Person erfolgreich befreit und an den Einsatzabschnitt 3 „Medizinische Rettung“ übergeben werden.

 

Mit Beendigung der Übung gegen 22:00 Uhr fand im weiteren Verlauf eine gemeinsame Nachbesprechung am Gerätehaus Ochtrup statt. Die Organisatoren zeigten sich mit der Gesamtleistung der Einsatzkräfte zufrieden. Die gewonnenen Erkenntnisse und identifizierten Verbesserungsmöglichkeiten werden nun in die kommenden Aus- und Fortbildungseinheiten einfließen.

 

Auch die Bundeswehr zog im Abschlussgespräch ein positives Resümee. Für die Verantwortlichen im Depot war die Übung ebenfalls wertvoll, da sie wertvolle Erkenntnisse darüber lieferte, wie man sich auf mögliche Vorfälle im Depot zukünftig noch besser vorbereiten kann.

 

Die Feuerwehr Ochtrup bedankt sich herzlich bei der Führung des Materialdepots Ochtrup der Bundeswehr für die Unterstützung und die Ermöglichung dieser Übung. Auf eine weiterhin erfolgreiche Zusammenarbeit bei zukünftigen Übungen… 🙂

weitere Informationen findest Du unter...