60 Jahre Jugendfeuerwehr Ochtrup - Happy Birthday...
„Wir sind die Jugend von heute und die Retter von morgen!“– und das nun schon seit sechs Jahrzehnten im Dienste der Töpferstadt. Die Jugendfeuerwehr Ochtrup feiert am heutigen Donnerstag ihren 60. Geburtstag – ein stolzes Jubiläum, das für mehr als ein halbes Jahrhundert voller Engagement, Gemeinschaft und Leidenschaft junger Nachwuchsretter steht. Doch auch wenn sich unsere Welt in den letzten Jahren drastisch verändert hat, die Passion der Jugendfeuerwehr ist bis heute dieselbe. Werfen wir gemeinsam einen Blick zurück auf die Anfänge der ältesten Jugendfeuerwehr im Kreis Steinfurt – und womöglich sogar in ganz Nordrhein-Westfalen – und gehen der Frage nach, warum die Jugendfeuerwehr weit mehr ist als nur ein gewöhnliches Hobby.
Was am 22. Mai 1965 mit der offiziellen Gründung der Jugendfeuerwehr Ochtrup begann, hatte seine Wurzeln bereits im Jahr 1963. Auf Anregung des damaligen Stadtdirektors Bernhard Elling beschäftigte sich die Leitung der Feuerwehr Ochtrup – unter Wehrführer Willi Kerstiens und seinem Stellvertreter Carl Terheyden – mit der Idee, eine eigene Nachwuchsorganisation ins Leben zu rufen. Schon damals erkannte man in der Töpferstadt – wie auch in vielen anderen Städten und Gemeinden der jungen Bundesrepublik, die noch mit den Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs zu kämpfen hatten –, dass das steigende Durchschnittsalter der Feuerwehr langfristig nur durch jugendliche Neuzugänge gesenkt werden konnte. „Deshalb sei es von besonderer Wichtigkeit, dass gerade der junge Mann frühzeitig zur Erkenntnis komme, dass er bei der Freiwilligen Feuerwehr am richtigen Platz und gut aufgehoben sei“, hieß es dazu in einer damaligen Berichterstattung des örtlichen Tageblatts.




Nikolausfeier im Gründungsjahr 1965
Doch Kerstiens und Terheyden ging es nicht allein um die Gewinnung von Nachwuchs, sondern vor allem darum, heranwachsenden jungen Männern ein sinnvolles und gemeinnütziges Ehrenamt zu ermöglichen. In einer Rede des damaligen Wehrführers heißt es dazu: „Der Sinn liegt nicht nur darin, Nachwuchs für die Freiwillige Feuerwehr heranzubilden, sondern die Jugendfeuerwehr will das Gemeinschaftsleben und die demokratischen Lebensformen in ihren eigenen Reihen pflegen und fördern.“ Ziel sei es demnach, „die Jugend zur Hilfsbereitschaft und praktischer Nächstenliebe zu erziehen und ihr das Rüstzeug zu vermitteln, das sie benötigt, um die Bereitschaft zum Helfen in die Tat umzusetzen.“
Und mit dieser Idee waren die Verantwortlichen von Feuerwehr und Verwaltung kreis- und landesweit zu diesem Zeitpunkt ziemlich alleine. In einem Zeitungsbericht riefen sie im Frühjahr 1965 Jungen im Alter von 14 bis 17 Jahren dazu auf der Jugendorganisation beizutreten. Neben Freizeitangeboten wie Spiel und Sport, Wanderungen, gemeinsamen Fahrten sowie Zeltlagern sollte die feuerwehrtechnische Ausbildung der jungen Nachwuchsretter klar im Vordergrund stehen.

Gründungsmitglieder der Jugendfeuerwehr – v.l. Günter Hörst, Ewald Kippelt und Alfred Lahrkamp
Insgesamt zehn Jungen folgten damals dem Aufruf der Brandschützer. Viele von ihnen hatten bis dahin noch keinen echten Bezug zur Feuerwehr – von Vorerfahrungen, wie sie viele Mitglieder der heutigen Jugendfeuerwehr durch „familiäre Vorbelastung“ mitbringen, ganz zu schweigen. Günter Hörst, Ewald Kippelt und Alfred Lahrkamp gehörten zu den Männern der ersten Stunde. Sie traten unter der Leitung von Franz Ruhwinkel und Stefan Kaupa, den damaligen Jugendfeuerwehrwarten, der neu gegründeten Nachwuchsorganisation bei.
Alle drei sind der Feuerwehr Ochtrup bis heute treu geblieben. Nach jahrzehntelangem Dienst in der aktiven Einsatzabteilung sind sie mittlerweile Mitglieder der Ehrenabteilung – und erinnern sich nur allzu gerne an die gemeinsame Zeit in der Jugendfeuerwehr zurück. Vor allem die Technik und die großen Einsatzfahrzeuge hatten es Lahrkamp und Kippelt damals angetan. Gleich beim ersten Treffen der Jugendfeuerwehr ging es mit einem der Löschfahrzeuge hinaus ins Gelände. Als Schutzausrüstung erhielten die Jungen damals – ganz anders als heute – einen blauen Schutzanzug, Stiefel und einen alten Stahlhelm. Doch gerade darauf waren sie besonders stolz. Für Hörst, Kippelt und Lahrkamp begann mit der Gründung ein Hobby, das sie bis heute begleitet – und aus dem sich viele echte Freundschaften entwickelt haben.













Jugendfeuerwehr Früher
Seit ihrer Gründung hat sich die Jugendfeuerwehr Ochtrup kontinuierlich weiterentwickelt. Wurde sie in den Anfangsjahren von vielen Feuerwehren der Region noch belächelt – als vermeintliche „Kinderfeuerwehr“ –, so entwickelte sich das Ochtruper Modell schon bald zum Vorbild für zahlreiche weitere Feuerwehren und deren Nachwuchsorganisationen. Nach und nach entstanden weitere Jugendfeuerwehren im Kreisgebiet und darüber hinaus. Auch auf Bundesebene tat sich einiges: Die „Deutsche Jugendfeuerwehr“ im Deutschen Feuerwehrverband e. V., bereits im Oktober 1964 mit dem Ziel gegründet, Jugendfeuerwehren bundesweit zu koordinieren, Standards zu schaffen und die Interessen junger Mitglieder zu vertreten, gewann zunehmend an Bedeutung. Es folgten die Einführung einheitlicher Übungsanzüge, gemeinsamer Lehrmittel und einer verbandseigenen Zeitschrift, die Ausstellung von Mitgliedsausweisen – und schließlich die Geburtsstunde der „Leistungsspange“, die bis heute als höchste Auszeichnung gilt, die ein Mitglied der Jugendfeuerwehr erreichen kann.
In der Töpferstadt entwickelte sich die Jugendfeuerwehr in der Zwischenzeit zu einem echten Erfolgsmodell für die Ochtruper Brandschützer. Die ersten Gründungsmitglieder hatten längst ihren Platz in der aktiven Einsatzabteilung gefunden – und machten damit Platz für neue Jugendliche, die schon mit den Hufen scharrten. Mit der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen um 1975 und dem Zusammenschluss der zuvor eigenständigen Feuerwehren aus Langenhorst und Welbergen zur Feuerwehr Ochtrup, traten auch aus diesen Stadtteilen nach und nach die ersten Jungen in die Jugendfeuerwehr ein. Die Mitgliederzahl wurde auf 15 erhöht. Gleichzeitig wurde das Ausbildungs- und Freizeitangebot stetig erweitert. Gemeinsame Zeltlager mit Abenteuercharakter, spannende feuerwehrtechnische Übungen und sogar die Möglichkeit, bei echten Einsätzen mitzufahren, machten das Engagement in der Jugendfeuerwehr zu etwas ganz Besonderem.
Bereits 1985 wurde das 20-jährige Bestehen mit einem großen Fußballturnier gefeiert – gemeinsam mit Jugendfeuerwehren aus der ganzen Region. Etwas mehr als zehn Jahre später fanden schließlich auch die ersten Mädchen ihren Weg in die Jugendfeuerwehr – ein Novum, das für damalige Verhältnisse noch ungewohnt war, heute jedoch völlig selbstverständlich ist. Und das ist auch gut so.











Jugendfeuerwehr Heute
Mit dem Beginn des neuen Jahrtausends, dem Fortschritt der Digitalisierung und einem sich wandelnden positiven Weltbild, das zunehmend von Vielfalt, Toleranz und kultureller Offenheit geprägt war, entwickelte sich auch die Jugendfeuerwehr Ochtrup weiter. Doch die Jugendlichen blieben ihrem Hobby treu – trotz Smartphone-Boom, digitaler Reizüberflutung und wachsendem Schul- oder Ausbildungsstress.
Während andere Vereine mit sinkenden Mitgliederzahlen zu kämpfen hatten, zeigte sich bei Ochtrups Nachwuchsrettern ein gegenteiliger Trend: Bereits 2013 wurde die maximale Mitgliederzahl auf 20 erhöht, 2017 folgte die Erweiterung auf 25. Heute zählt die Jugendfeuerwehr Ochtrup rund 35 Mädchen und Jungen aus allen drei Stadtteilen. Begleitet werden sie von einem rund zehnköpfigen Betreuerteam, das – genau wie vor 60 Jahren – die Grundlagen des Feuerwehrdienstes vermittelt und den Teamgeist der Jugendlichen fördert.
Wo es zur Gründungszeit noch mit dem Drahtesel und Gepäck auf dem Rücken ins Zeltlager ging, reisen die Jugendlichen heute im Rahmen der gemeinsamen Herbstfreizeit mit der Jugendfeuerwehr Altenberge quer durch die Republik. Auch einzelne Ausflüge – wie Kanutouren, Fahrten in Freizeitparks oder die Teilnahme an Veranstaltungen der Kreisjugendfeuerwehr – zeigen: Der Spaßfaktor kommt neben der Feuerwehrtechnik keinesfalls zu kurz.
Müssten wir an dieser Stelle ein Fazit aus 60 Jahren Jugendfeuerwehr Ochtrup ziehen, wäre dieses eindeutig: In den vergangenen sechs Jahrzehnten hat sich unsere Welt stark verändert – doch die Leidenschaft der Jugendfeuerwehr ist geblieben. Auch heute noch steht sie für Werte wie soziales Miteinander, demokratische Grundprinzipien und die uneingeschränkte Bereitschaft, in der Not zu helfen – ganz gleich, welche Hautfarbe, Nationalität oder Religion jemand mitbringt.
Dass sich das Engagement der Jugendfeuerwehr Ochtrup für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger der Töpferstadt bezahlt gemacht hat, belegt auch die Statistik: Seit ihrer Gründung im Jahr 1965 traten 379 Mädchen und Jungen der Jugendfeuerwehr Ochtrup bei, 241 von ihnen wechselten später in die aktive Einsatzabteilung. Im Jahr 2025 sind davon noch 196 Mitglieder in der Jugendfeuerwehr, der Einsatzabteilung oder der Ehrenabteilung aktiv.
Zahlen, die für sich sprechen – und die die Worte des damaligen Wehrführers und Gründungsvaters der Jugendfeuerwehr Willi Kerstiens eindrucksvoll bestätigen: „Bei der Freiwilligen Feuerwehr ist man am richtigen Platz – und stets gut aufgehoben.“ Es ist halt ein Ehrenamt, das alles andere als gewöhnlich ist…
Die Feuerwehr Ochtrup spricht allen Kameradinnen und Kameraden, Freundinnen und Freunden sowie Unterstützerinnen und Unterstützern der Jugendfeuerwehr ihren herzlichen Dank aus. Euer Engagement, eure Zeit und eure Begeisterung haben in den vergangenen sechs Jahrzehnten unzähligen Jugendlichen nicht nur ein besonderes Hobby ermöglicht, sondern zugleich den Fortbestand unserer Feuerwehr gesichert.
Ihr seid der Grund, warum Gemeinschaft, Verantwortung und Hilfsbereitschaft in Ochtrup auch morgen noch Zukunft hat… 🧑🚒🤝👨🚒🙂💪🚒