Gemeinsam den Ernstfall üben…

Wehrübung zusammen mit den Kräften von MHD und DRK...

Zuerst eine Verpuffung in einer Werkstatthalle eines Post-Standortes, kurze Zeit später ein Brandausbruch in einer Tischlerei – in beiden Fällen mit mehreren vermissten Personen, und das alles auf demselben Gelände. Und zu guter Letzt: drei geflüchtete beziehungsweise verletzte Personen auf einem Balkon und einem Flachdach. Insgesamt 14 verletzte Menschen mussten gerettet und versorgt werden. Dieses anspruchsvolle Szenario war Teil der Gesamtübung der Feuerwehr Ochtrup am vergangenen Donnerstagabend – gemeinsam mit Kräften des Malteser Hilfsdienstes (MHD) und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) – auf dem Firmen- und Industriegelände Lahrkamp an der Metelener Straße.

 

Zugegebenermaßen ist es eher unwahrscheinlich, dass sich ein solcher Unglücksfall mit einer derart komplexen Verkettung von Ereignissen auch in der Realität so abspielen würde – wie es die rund 120 Einsatzkräfte am Donnerstagabend in der Übung erlebt haben. Doch gerade bei Großübungen ist es für die Verantwortlichen nicht immer einfach, ein passendes Übungsobjekt zu finden, bei denen auch alle eingesetzten Kräfte auf ihre Kosten kommen – vor allem bei einer so großen Freiwilligen Feuerwehr wie in Ochtrup, mit rund 220 aktiven Einsatzkräften.

 

Doch getreu dem Motto manchmal „Das Unmögliche denken, um das Mögliche herauszufinden“ bieten deratige ungewöhnliche Übungsszenarien wie diese jedoch eine ideale Gelegenheit, über den Tellerrand hinauszublicken – fernab der standardisierten Lagen aus Führungskräfteschulungen. Sie unterstreichen die Bedeutung einer gründlichen Erkundung und der konsequenten Einhaltung von Kommunikationsstrukturen. Doch nun Erstmal alles von Anfang an.

Gegen kurz vor 20:00 Uhr kam es in einer Werkstatthalle eines Standortes der Deutschen Post auf dem Industriegelände an der Metelener Straße zu einer Verpuffung. Zwei Personen wurden dabei schwer verletzt und galten zunächst als vermisst. Mit hoher Wahrscheinlichkeit infolge dieses ersten Unglücks ereignete sich kurze Zeit später ein weiterer Brandausbruch – diesmal in den Räumlichkeiten einer nur wenige Meter entfernten Schreinerei. Auch dort wurden insgesamt neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermisst. Eine Person konnte sich noch rechtzeitig auf den Balkon eines Wohnhauses retten.

 

Völlig überrascht von den Geschehnissen wurden zwei Dachdecker, die zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Dach der Schreinerei mit Arbeiten beschäftigt waren. Einer von ihnen verletzte sich in der allgemeinen Aufregung so schwer, dass er nicht mehr gehfähig war.

 

Nach dem Eintreffen der ersten Feuerwehrkräfte an der fiktiven Einsatzstelle wurden sie von zwei Angestellten empfangen, die sie umgehend in die Lage einwiesen. Gemeinsam mit den beiden Zeugen erkundeten die Einsatzleitung sowie die Gruppenführer der ersten Fahrzeuge den Nahbereich.

 

Nach Abschluss der Erkundung und mit dem Eintreffen weiterer Einheiten wurde die Einsatzstelle zeitnah in vier Abschnitte unterteilt. Der Einsatzabschnitt 1 (EA 1) übernahm die Brandbekämpfung zur Menschenrettung im Bereich der Werkstatthalle. Die Kräfte im Einsatzabschnitt 2 (EA 2) begannen umgehend mit der Personensuche und Brandbekämpfung in der Schreinerei. Darüber hinaus retteten sie eine Person mithilfe einer Steckleiter von einem Balkon sowie die beiden zuvor erwähnten Dachdecker über die Drehleiter. Der Einsatzabschnitt 3 (EA 3) war im weiteren Verlauf für die Organisation und Führung des Bereitstellungsraumes zuständig. Der Einsatzabschnitt 4 (EA 4) übernahm die Koordination der medizinischen Versorgung – gemeinsam mit den Kräften des Rettungsdienstes, die im Rahmen dieser Übung von den ehrenamtlichen Kräften des Malteser Hilfsdienstes und des Deutschen Roten Kreuzes gestellt wurden.

Und diese rückte an diesem Abend mit einer ganzen Einsatzeinheit an: Die „Einsatzeinheit Nordrhein-Westfalen Steinfurt 06“ (EE NRW ST 06), bestehend aus den Ortsvereinen Metelen, Rheine und Ochtrup des Malteser Hilfsdienstes. Solche Einheiten sind in die Konzepte der regionalen Gefahrenabwehr sowie des landesweiten Katastrophenschutzes eingebunden. Sie werden immer dann alarmiert, wenn bei Großschadenslagen die regulären Kräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst nicht mehr ausreichen und aufgrund der hohen Zahl an Betroffenen zusätzliche Unterstützung erforderlich ist.

 

Am Donnerstagabend wurde die Malteser-Einheit durch weitere Helfer des DRK-Ortsvereins Ochtrup unterstützt. Da Ereignisse dieser Art glücklicherweise selten eintreten, sind regelmäßig stattfindende praktische Übungen von besonderer Bedeutung – auch für die Hilfsorganisationen. Die Gesamtübung bot eine ideale Gelegenheit, gemeinsam zu trainieren und die Technik sowie die Zusammenarbeit beider Seiten besser kennenzulernen.

 

Im Rahmen der Übung sammelte sich die Einsatzeinheit zunächst in einem sogenannten Bereitstellungsraum, der in unmittelbarer Nähe zum Kommunalfriedhof eingerichtet worden war. Von dort erfolgte später der Abruf zur Einsatzstelle – allerdings verzögert, aufgrund von Kommunikationsproblemen auf beiden Seiten. Nach dem Eintreffen übernahmen die rettungsdienstlichen Kräfte die Versorgung der Verletzten. Insgesamt wurden drei Schwerverletzte, fünf mittelschwer und sechs leicht verletzte Personen behandelt und teilweise bis zum offiziellen Übungsende abtransportiert.

 

In der anschließenden Nachbesprechung zeigten sich die Organisatoren insgesamt zufrieden mit dem Verlauf der Übung – abgesehen vom verspäteten Abruf der Einsatzeinheit. Doch genau dafür sind solche Übungen gedacht: Schwachstellen zu erkennen, Lösungen zu entwickeln und sicherzustellen, dass im Ernstfall die entscheidenden Maßnahmen reibungslos anlaufen können.

Die Feuerwehr Ochtrup bedankt sich herzlich bei der Firma Lahrkamp, bei den Ortsgruppen der Malteser Ochtrup, Metelen und Rheine, sowie dem DRK-Ortsverband Ochtrup für die Unterstützung… 🚑⛑️🤝🔥🚒🙂💪

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