Einsatzübung der Netzersatzanlage am Wasserwerk Offlum...
Für die meisten Europäer ist der Zugang zu fließend sauberen Wasser selbstverständlich, wohingegen für große Teile der restlichen Weltbevölkerung (Trink-)Wasser eins der wertvollsten Luxusgüter darstellt. Die wenigstens von uns werden sich wahrscheinlich Gedanken machen, was eigentlich dahintersteckt, wenn sie Zuhause den Wasserhahn aufdrehen oder unter die warme Dusche springen.
Trinkwasser ist das wichtigste Lebensmittel für Menschen und Tiere und stellt ein unersetzbares Gut dar. Das Süßwasser hierzulande besitzt einen hohen Reinheitsgrad und unterliegt daher strengen Grenzwerten. Es verwundert also nicht ganz, dass das Trinkwasser in Deutschland das am intensivsten kontrollierte Lebensmittel ist. Doch woher kommt das Trinkwasser, welches täglich die rund 21.000 Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Ochtrup und eine Vielzahl an Industriebetrieben versorgt?
Die Stadtwerke Ochtrup betreiben seit 1903 ein Wasserwerk in Neuenkirchen Offlum. Wo damals noch große Dampfmaschinen das Wasser an die Oberfläche gefördert haben, stehen dem städtischen Versorgungsunternehmen heutzutage modernste Pumpen- und Filtertechniken zur Verfügung, um den heutigen Anforderungen gerecht zu werden. Täglich fördert das Wasserwerk der Stadtwerke Ochtrup, welches von 2003 bis 2006 grundlegend erneuert und modernisiert wurde, rund 4. Millionen Liter Wasser pro Tag und versorgt dabei neben der Stadt Ochtrup auch die Bauernschaften Haddorf, Bilk, Rothenberge und Brechte der Gemeinde Wettringen. Hierfür stehen neun Brunnen mit einer Tiefe von 20 bis 25 Metern in dem Wasserschutzgebiet zur Verfügung. Damit das hinaufbeförderte Grundwasser – in diesem Fall auch „Rohwasser“ genannt – den deutschen Trinkwasseranforderungen entspricht, muss es zuvor zwei größere Aufbereitungsschritten durchlaufen. Zum einen werden hierbei u.a. die beiden Metalle Eisen und Mangan herausgefiltert, bevor im Anschluss der sogenannte pH-Wert auf ein stabiles Niveau gebracht wird. Hiernach geht es für das Trinkwasser weiter in Richtung Töpferstadt, wo es durch zwei ca. 13 km. lange Transportleitungen in den Wasserspeicher am Berg mit einen Tankvolumen von rund 3.000 m³ befördert wird. Von dort aus gelangt das Trinkwasser über ein Rohrnetz von knapp 270 km. in die Haushalte und Industriegebäude von Ochtrup.
Das Wasserwerk und die Versorgung der Bevölkerung mit sauberen Trinkwasser ist ein Bereich der sogenannten „Kritischen Infrastrukturen“ (kurz: Kritis) und Bedarf daher besonderen Vorkehrungen zur Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit bei Ausfall- und/oder Störereignissen. Ein Beispiel für ein derartiges Ereignis war sicherlich das „Schneechaos“ 2005, wo einige Teile des Münsterlandes aufgrund umgeknickter Leitungsmasten ohne Strom waren. Für derartige Ereignisse hielten die Stadtwerke Ochtrup auch damals schon sogenannte mobile Netzersatzanlagen vor, welche u.a. auch die (Not-)Stromversorgung am Wasserwerk sicherstellte und die Trinkwasserversorgung somit gewährleistete.
Seit September 2020 ist die Feuerwehr Ochtrup einer von insgesamt 25 Standorten für den Stromzug NRW – eine Katastrophenschutz-Einheit des Landes Nordrhein-Westfalen. Jeder dieser Standorte in NRW verfügt über eine mobile 250-kvA-Netzersatzanlage mitsamt eines Zugfahrzeuges. Hierbei können die Kameradinnen und Kameraden bundesweit zum Einsatz kommen, um die Stromversorgung kritischer Infrastrukturen sicher zu stellen.
Der Umgang mit der Netzersatzanlage und dessen Material muss jedoch in regelmäßigen Abständen geübt werden, sodass im Einsatzfall alles reibungslos vonstattengeht. Diesbezüglich besteht ein gutes Verhältnis zwischen der Feuerwehr und den Stadtwerken Ochtrup. Bereits im Sommer vergangenen Jahres war die Gruppe Notstrom zu Gast auf dem Gelände der Stadtwerke, um mit ihrem großen roten Dynamo in das Ochtruper Stromnetz einzuspeisen. Vor einiger Zeit erreichte die Feuerwehr die Anfrage, auf dem Gelände des Wasserwerkes in Offlum eine Übung durchzuführen. Die Stadtwerke sind derzeit mit der Planung für die Einrichtung einer ortsfesten Netzersatzanlage für das Wasserwerk beschäftigt und wollte mit der Übung herausfinden, wie leistungsstark die anzuschaffende Netzersatzanlage letztlich sein muss. Am vergangenen Samstag fand daher die oben genannte Übung auf dem etwas versteckt liegenden Gelände in Offlum zusammen mit den Mitarbeiten der Stadtwerke statt. Hierbei übernahm die Netzersatzanlage zeitweise die vollständige Stromversorgung für den Betrieb der Anlage.
Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine „Win-Win-Situation“ für beide Seiten, wobei vor allem die Mitglieder der Notstrom Gruppe nochmal einen besonderen Eindruck in die Welt der Trinkwasserversorgung erhalten haben.