Es erscheint wie ein Paradox: Sie kommen, um zu helfen, mithin um Leben zu retten – und werden dabei selbst zu Opfern von Gewalt. Die Zahl der tätlichen Angriffe gegen Notfallsanitäter, Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte steigt seit Jahren kontinuierlich an. Mehr als die Hälfte haben im Einsatz mindestens verbale Aggression oder Drohgebärden erlebt, einige wurden auch bereits Opfer physischer Gewalt. Oft sind dabei Rauschmittel im Spiel.
Die klassischen Situationen, in denen eine Eskalation droht, beschreibt Roman Beunink, stellvertretender Leiter der Ochtruper Rettungswache: Aggressive Betrunkene, Drogensüchtige oder psychisch Kranke greifen diejenigen an, die ihnen zur Hilfe kommen wollen. Manchmal seien es auch die Angehörigen, die aus Scham oder Angst vor den Folgen die Hilfeleistung abwehren wollen. Außerdem, so die einhellige Erfahrung, sei ein allgemeiner Werteverlust gegenüberüber Rettungs- und Ordnungskräften zu spüren, der die Hemmschwelle zur Gewalt senkt. Was in Großstädten schon seit seit längerem spürbar ist, macht auch vor dem ländlichen Raum nicht Halt.
Im besten Falle können die Rettungskräfte Konflikte entschärfen, bevor sie eskalieren. Aber auch auf das meistgefürchtete Szenario müssen sie vorbereitet sein.
Dafür sorgt jetzt eine Schulung der Ochtruper Rettungskräfte mit dem Fitnesstrainer Peter Knüpp.
Zusammen mit einem Mitarbeiter seines Fitnessclubs „Finisher“ schult er das Personal im Selbstverteidigungssystem „Krav Maga“ (deutsch: „Kontaktampf“).
Ursprünglich aus Israel stammend, hat sich dieses Nahkampfsystem mittlerweile weltweit bewährt und ist relativ leicht zu erlernen. „Krav Maga basiert auf instinktivem Verhalten während realer Gewaltsituationen“, erklärt Knüpp.