Veterinärmediziner stehen Rede und Antwort…

Themenabend "Großtier-Rettung" beim Löschzug Welbergen...

Die meisten Feuerwehr-Laien verbinden das Einsatzstichwort “Tierrettung” vermutlich direkt mit der berühmt berüchtigten vermeintlich hilflose Katze auf dem Baum. Doch derartige Kinderbuch-Szenarien sind in aller Regel kein Einsatz für die Feuerwehr und können dem ein oder anderen Besitzer auch teuer zu stehen kommen. Bei welcher Art der Tierrettung die Feuerwehr jedoch viel häufiger zum Einsatz kommt, wird im Folgenden ausführlicher thematisiert…

Der Löschzug Welbergen der Feuerwehr Ochtrup verfügt über einige Kameradinnen und Kameraden, die privat oder auch beruflich mit dem Umgang von Großtieren, wie beispielsweise Rinder, Pferde, Schweine oder Schafe, vertraut sind. Aufgrund mehrerer Einsätze in den 2010er Jahren, bei denen die Feuerwehr Ochtrup zur Rettung von Großtiere aus Gruben oder sog. Güllekeller eingesetzt wurde, hat sich der Löschzug Welbergen unter anderem auf diese Art der Großtierrettung spezialisiert. Dazu gehörte unter anderem die fortlaufende Beschaffung spezieller Gerätschaften zum Heben und Retten solcher Tiere. Diese Geräte wurden teilweise aufgrund gesammelter Erfahrungen aus vergangenen Einsätzen modifiziert und an den speziellen Bedarf angepasst.

Bereits einige Male wurde der Löschzug Welbergen auch überörtliche zur Rettung von Großtieren herangezogen, da nur wenige Feuerwehr in der näheren Umgebung über ein solch spezielles Equipment verfügt. So waren die Welberger Kameradinnen und Kameraden beispielsweise im Dezember 2021 mit ihrem Hebegeschirr in Neuenkirchen im Einsatz, wo es galt, vier Rinder aus einer Stallung zu retten.

Neben der Anschaffung von Material legt der Löschzug Welbergen ebenfalls ein besonderes Augenmerk auf die spezielle Ausbildung seiner Einsatzkräfte. Neben der theoretischen Ausbildung, stehen auch praktische Einheiten an Pferden und Rindern auf dem jährlichen Ausbildungsplan, welche in dieser Form nicht zur Standardausbildung der Feuerwehr gehört.

Feuerwehr und Landwirte sind bei derartigen Einsätze meist jedoch nicht auf sich allein gestellt. Bei fast jedem Einsatz mit Großtieren steht den Einsatzkräften ein Tierarzt einerseits als medizinische Komponente für das/die  Tier(e) und andererseits als Fachberater für die Feuerwehr zur Seite. Um sich Gegenseitig besser kennenzulernen und das theoretische Fachwissen der Kameradinnen und Kameraden zu optimieren, freuten sich die Verantwortlichen des Löschzuges Welbergen am vergangenen Donnerstagabend den Tierarzt Dr. med. vet. Alexander Kulüke von der tierärztlichen Praxis Schöppingen zusammen mit der Kreisveterinärin Dr. Christiane Müller in ihrem Gerätehaus begrüßen zu dürfen.

In ihrem Vortrag beleuchteten die beiden Veterinärmediziner u.a. die anatomischen Besonderheiten verschiedener Tiere, wodurch sich besonderen Herangehensweisen bei der Rettung eben solcher Tiere ableiten ließen. Aber auch das breit gefächerte und nicht unwichtige Themenfeld der Tierpsychologie – speziell das Vermeiden von zusätzlichen Stressfaktoren für Tiere – wurde im weiteren Verlauf des Abends ausführlich behandelt. Besonders spannend waren zudem auch die Berichterstattungen aus der Praxis der beiden Tierärzte, welche hierbei auch auf zahlreiche Einsätzen zusammen mit anderen Feuerwehren eingingen und hierbei die positiven und auch negativen Aspekte beleuchteten. Als vergleichbare “Negativbeispiele” führten die Veterinäre unter anderem Rettungsversuche ohne spezielle Ausrüstung auf, was schon mehrfach rechtliche Konsequenzen hinsichtlich des Tierschutzes für einige Feuerwehren nach sich gezogen hat. Demnach sei beispielsweise das Retten mittels Schläuche nicht mehr zeitgemäß und hat schon zu einigen schwerwiegenden Verletzungen geführt.

Im Anschluss an den Vortrag ergaben sich noch einige Fragen aufgrund der bereits gesammelten Einsatzerfahrungen und somit einige rege Diskussionen über konkrete Fragestellungen. Unterm Strich eine sehr gelungene Schulung im lockeren gemütlichen Rahmen, die bestimmt beiden Seiten sehr geholfen hat, die zukünftigen evtl. auch gemeinsamen Einsätze noch besser bewältigen zu können.

Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle den beiden Gastdozenten Dr. med. vet. Alexander Kulüke (Tierärztliche Praxis Schöppingen) und der Kreisveterinärin Dr. Christiane Müller… 🙂👍

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Text & Bilder: Matthias Holtmann - LZ 4

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